Präventivmediziner: Diabetes nicht einfach nur verwalten
Die Deutsche Akademie für Präventivmedizin (DAPM) fordert eine Neuausrichtung der Gesundheitspolitik. Statt die Krankheit Diabetes „zu verwalten“, sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Typ-2-Diabetes zu vermeiden oder die Werte zu verbessern. „Die Menschen müssen erfahren, dass nicht nur Zucker, sondern viele stärkehaltige und hochverarbeitete Lebensmittel das Diabetesrisiko steigern“, erklärte DAPM-Vize Johannes Scholl anlässlich des Welt-Diabetes-Tages am Sonntag.
Aktuell sind in Deutschland laut Deutscher Diabeteshilfe rund elf Millionen Menschen zuckerkrank. Hinzu komme eine „Dunkelziffer“ von rund zwei Millionen Erkrankten. Diabetes Typ 2 werde im Schnitt acht bis zehn Jahre zu spät diagnostiziert.
Weltweit sind laut einer Lancet-Studie 800 Millionen Menschen zuckerkrank, so dass auch die Weltgesundheitsorganisation angesichts des „alarmierenden Anstiegs“ dringend Maßnahmen gegen die „globale Epidemie“ fordert. Mit Blick auf vorbeugende Maßnahmen zeigte sich Scholl gegenüber G+G besorgt, dass mit dem Ampel-Aus selbst die wenigen Ansätze zur Präventionsstärkung etwa im Gesundes-Herz-Gesetz oder bei den Beschränkungen für Werbung, die an Kinder gerichtet ist, hinfällig werden. Das Tragische sei, „dass wir 2005 schon einmal kurz vor einer Regelung von Werbung für Kinderlebensmittel standen, als Kanzler Schröder die Vertrauensfrage stellte, und es ebenfalls zu vorgezogenen Neuwahlen kam“.
Fünf Millionen Menschen in Deutschland könnten ohne Diabetes leben, wenn das Gesundheitssystem ihnen die Chance dazu gäbe, erläuterte Scholl. Er schlägt zusätzlich zu einer Stärkung der Prävention vor, „Ärzte zu belohnen, wenn sie eine Prädiabetes zurückdrängen“ sowie den Risikostrukturausgleich zu reformieren. „Wir müssten beim Morbi-RSA ansetzen und dafür sorgen, dass Krankenkassen auch für die Gesunderhaltung ihrer Mitglieder Beiträge erhalten können.“
Der Welt-Diabetestag soll die Aufmerksamkeit auf die Gefahren und Therapiechancen der Zuckerkrankheit lenken. Mit Ernährung und Bewegung kann Diabetes verhindert oder gemildert werden. Die häufigste Diabetes-Form ist laut Diabeteshilfe mit 8,7 Millionen Erkrankten Diabetes Typ 2 – landläufig auch als Altersdiabetes bezeichnet –, an dem inzwischen auch immer mehr Kinder und Jugendliche erkranken. Knapp 400.000 Menschen hierzulande leiden an Diabetes Typ 1. Jede Stunde sterben drei Menschen an Diabetes, 40.000 Amputationen pro Jahr gibt es demnach als Folge der Erkrankung. Ob eine erbliche Vorbelastung vorliegt, kann über einen Blutwert festgestellt werden. (sg)
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