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Besorgniserregender TB-Anstieg bei Kindern in Europa

24.03.2025 2:30 Min. Lesedauer

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet wegen wegbrechender Finanzhilfen dramatische Rückschläge im Kampf gegen Tuberkulose (TB). Im europäischen Raum sind laut einer aktuellen Erhebung die Erkrankungen besonders bei unter 15-Jährigen gestiegen. Hierzulande sind die Fallzahlen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) niedrig und leicht rückläufig. Gleichwohl könne Deutschland durch den Rückzug der USA bei der TB-Bekämpfung „gegebenenfalls selbst von den Folgen betroffen sein“, sollten die Fälle dadurch weltweit zunehmen, sagte heute ein Sprecher des Bundesentwicklungsministeriums.

Nach jüngsten Zahlen sind die Neuerkrankungen und Wiederansteckungen mit TB bei Kindern bis 15 Jahre 2023 im Vergleich zum Vorjahr um „besorgniserregende“ zehn Prozent gestiegen. Das geht aus einem am heutigen Welttuberkulosetag veröffentlichten Bericht des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der europäischen Region der WHO hervor, die 53 Länder in Europa und Zentralasien umfasst. Diese Ergebnisse vor allem in jüngeren Bevölkerungsgruppen zeigten laut ECDC und WHO, dass die Ansteckungen mit TB nach wie vor Europa belasteten und sofortige Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit erforderlich machten.

Besonders problematisch sei es, dass bei einem von fünf Kindern ein Behandlungsergebnis unbekannt sei. Das könne zu weiteren Übertragungen sowie Arzneimittelresistenzen führen. „Angesichts der zunehmenden Zahl medikamentenresistenter Tuberkulosefälle werden wir alle morgen die Kosten unserer heutigen Untätigkeit tragen", warnte ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner.

Entsprechend besorgt schauen die Expertinnen und Experten auf die schwindenden Finanzmittel. Schon vor den jüngsten Kürzungen durch die US-Regierung bei der internationalen Entwicklungshilfe fehlten Gelder. 2023 standen laut WHO nur 26 Prozent der jährlich für Prävention und Behandlung benötigten 22 Milliarden Dollar zur Verfügung. In 27 Ländern drohen die TB-Programme zusammenzubrechen. „Absehbare Folgen“ durch die jüngste Streichung der US-Hilfen erwartet auch das Bundesentwicklungsministerium. Deutschland könne dies nicht auffangen. Die USA stellen laut Ministerium mehr als ein Drittel der Mittel für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV, TB und Malaria bereit.

Deutschland gehört bei TB zu den Niedrig-Inzidenzländern. Nach den vorläufigen RKI-Daten gab es 2024 mit 4.391 Tuberkulosefälle eine geringe Abnahme der Fallzahlen. Um das WHO-Ziel zu erreichen, Tuberkulose bis 2050 zu eliminieren, wäre ein jährlicher Rückgang von deutlich über zehn Prozent erforderlich. (imo)