WHO legt Vorschlag für Pandemie-Abkommen vor
Nach mehr als drei Jahren Verhandlungen gibt es die Chance auf ein internationales Pandemie-Abkommen. Das zwischenstaatliche Verhandlungsgremium der Weltgesundheitsorganisation WHO legte heute in Genf einen Textentwurf vor. Ziel ist es, die globale Zusammenarbeit bei der Vorbeugung, Vorbereitung und Reaktion auf künftige Pandemie-Bedrohungen zu stärken. Die 194 WHO-Mitgliedsländer sollen bei der Weltgesundheitsversammlung Mitte Mai über den Vorschlag abstimmen. Das Übereinkommen ist eine Reaktion auf die Corona-Pandemie, die laut WHO von 2020 bis 2022 mindestens 20 Millionen Menschen das Leben kostete.
Das 30 Seiten umfassende Dokument beinhaltet unter anderem Vorschläge zur Überwachung von Krankheitserregern, Stärkung von Gesundheitssystemen, Förderung von Technologietransfer, Forschung, Entwicklung sowie Aufbau eines globalen Lieferketten- und Logistiknetzwerks. Darüber hinaus bekräftigt der Entwurf „die Souveränität der Länder bei der Regelung gesundheitspolitischer Angelegenheit innerhalb ihrer Grenzen“. Er stellt zudem klar, dass die WHO kein Recht habe, „nationale Gesetze oder politische Maßnahmen anzuordnen, zu verändern oder vorzuschreiben“ – etwa das Anordnen von Reiseverboten, Impfvorgaben, therapeutische und diagnostische Maßnahmen oder Lockdowns.
Die Verhandlungen seien teils schwierig und langwierig gewesen, sagte die südafrikanische Co-Vorsitzende des Verhandlungsgremiums (INB), Precious Matsoso. Der Vorschlag werde mehr Gerechtigkeit schaffen und damit künftige Generationen vor Leid und Verlusten schützen. Neben WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus und EU-Gesundheitskommissar Olivér Várhelyi bezeichnete auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Einigung als „historisch“. Der Vertrag sei „eine Win-Win-Situation für die ganze Welt“. Er rechne damit, „dass wir für die nächsten Pandemien, die sicher kommen werden, besser vorbereitet sein können“, sagte der SPD-Politiker.
Auch die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ begrüßte den Vorschlag. Trotz vieler Kompromisse enthalte der Text „viele positive Elemente, die einen neuen Rahmen für eine gerechtere und ausgewogenere Pandemievorsorge und -reaktion schaffen“. Entscheidend seien die Bestimmung zum Technologietransfer. Erschwert werden dürfte eine Umsetzung durch den von Präsident Donald Trump angekündigten und im Januar 2026 wirksam werdenden WHO-Austritt der USA. Das Land ist bisher größter Geldgeber der Organisation. Für ein Inkrafttreten des Pandemie-Abkommens ist zudem die Ratifizierung durch mindestens 60 Mitgliedsstaaten notwendig. (bhu)
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