WIdO-Analyse: Pflegeheimbewohner müssen immer mehr selbst zahlen
Pflegeheimbewohner müssen immer mehr eigenes Geld für ihre Betreuung und Unterkunft aufbringen. Nach einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) lag die durchschnittliche Gesamtbelastung von Pflegebedürftigen im Pflegeheim Ende 2024 bei mehr als 2.400 Euro. Damit überschritten die Eigenanteile laut WIdO deutlich das Niveau des Jahres 2021, als die Politik Zuschläge zu deren Begrenzung eingeführt hatte. Auch sei derzeit kein Ende dieser Entwicklung abzusehen. Diese bereitet auch dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) Sorge.
Nach der heute vorgestellten WIdO-Analyse lagen die Gesamtkosten für einen Heimplatz Ende 2024 bei durchschnittlich 4.701 Euro. Abzüglich der von der Pflegekasse im Durchschnitt geleisteten Zahlungen sowie gestaffelter Zuschläge blieb eine durchschnittliche Gesamtbelastung für die Betroffenen von 2.424 Euro pro Monat.
Allerdings sorgten die Zuschläge der Pflegekassen bei Pflegebedürftigen mit langer Wohndauer für eine deutliche Entlastung. So habe die finanzielle Gesamtbelastung bei Pflegebedürftigen mit einer Wohndauer von mehr als drei Jahren – dies sind rund 40 Prozent der vollstationär Betreuten – 2024 bei lediglich 1.913 Euro gelegen. Ferner zeigt die Analyse Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Lagen die Gesamt-Zuzahlungen Ende 2024 in Nordrhein-Westfalen bei 2.764 Euro pro Monat, waren es in Sachsen-Anhalt mit 1.965 Euro deutlich weniger.
„Insgesamt ist der Trend zu immer höheren Eigenanteilen allerdings ungebrochen“, erläuterte der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer David Scheller-Kreinsen. „Das hat unter anderem mit gestiegenen Lohnkosten infolge der Verpflichtung der Einrichtungen zur tariflichen Bezahlung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den inflationsbedingten Tarifsteigerungen zu tun.“ Selbst wenn die Zuzahlungen eher moderat um zehn Prozent stiegen, „werden die Eigenanteile inklusive Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten im Jahr 2029 eine durchschnittliche Gesamtbelastung von 3.812 Euro pro Monat ergeben“, so Scheller-Kreinsen weiter.
Vor diesem Hintergrund warnte der DStGB heute vor dadurch entstehenden Gefahren. „Ein Weiter so kann es nicht geben“, sagten Präsident Uwe Brandl und Hauptgeschäftsführer André Berghegger in ihrer Bilanz 2024. Die Demokratie stehe auf dem Spiel, wenn Bürger vor Ort spürten, dass Systeme nicht mehr funktionierten. Nötig sei unter anderem „jetzt ein Einstieg in eine nachhaltige und generationengerechte Finanz- und Strukturreform der Pflegeversicherung“. (ter/sg)
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