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Zahl der Depressionen steigt auf Rekordniveau

09.10.2024 2 Min. Lesedauer

In Deutschland leiden fast 9,5 Millionen Menschen an Depressionen – und damit so viele wie nie zuvor. Das geht aus dem heute vorgelegten „Gesundheitsatlas Deutschland“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. 2022 hatten demnach 12,5 Prozent der Bevölkerung ab zehn Jahren eine ärztlich diagnostizierte Depression. Dies sei ein „neuer Höchststand“. 2017 lag dieser Wert noch bei 11,8 Prozent. Der Anstieg belastet auch die Wirtschaft. Das Statistische Bundesamt beziffert die direkten Krankheitskosten auf 9,5 Milliarden Euro. Dazu kommen laut WIdO indirekte Kosten für Fehltage und Produktionsausfälle im Umfang von rund 6,9 Milliarden Euro.

Besonders bei jüngeren Menschen zwischen zehn und 24 Jahren sowie bei Älteren ab 65 Jahren nahmen Depressionen zu. „Die Zahlen spiegeln wider, dass junge und ältere Menschen die besonders vulnerablen Gruppen in der Pandemie waren“, sagte WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. In allen Altersgruppen erhielten Frauen häufiger eine Depressions-Diagnose als Männer. Ältere waren stärker betroffen als Jüngere. Den Gipfel erreichte die Prävalenz laut Atlas bei den Hochaltrigen: 27,7 Prozent der 80- bis 84jährigen Frauen und 17,6 Prozent der Männer ab 90 Jahren kämpften laut Daten mit Depressionen.

Der Atlas offenbart auch große regionale Unterschiede: Die meisten Erkrankten verzeichnet das Saarland mit 14,2 Prozent, gefolgt von Hamburg (13,5 Prozent) und Hessen (13,4 Prozent). Am wenigsten sind es in Sachsen (11,1 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (11,2 Prozent) und Brandenburg (11,4 Prozent). Auch auf Kreisebene streut die Prävalenz teilweise erheblich. Dabei ließen sich die Spannen nicht allein auf Alter und Geschlecht zurückführen, betonte Schröder. „Mit dem Gesundheitsatlas wollen wir lokalen Akteurinnen und Akteuren Hinweise geben, welche Veränderungen an den Verhältnissen vor Ort nützlich sein können, um eine Stigmatisierung zu verhindern.“

Auch für die Wirtschaft stellen Depressionen einen relevanten Kostenfaktor dar. Zwar fielen eher wenige Beschäftige deshalb im Job aus – aber wenn, dann sehr lange: Mit durchschnittlich 43 Tagen je Fall belegten die Ausfalltage wegen Depressionen einen Spitzenplatz. Die direkten und indirekten Kosten summierten sich auf Milliarden Euro. Schröder sieht auch die betriebliche Gesundheitsförderung gefragt. Mit Instrumenten wie Fehlzeiten-Analysen oder Mitarbeiter-Befragungen ließen sich Probleme identifizieren und Betroffene unterstützen. Auch das Eingliederungsmanagement spiele angesichts des Fachkräftemangels eine zentrale Rolle.

Mit dem Gesundheitsatlas Deutschland bildet das WIdO das Krankheitsgeschehen bis hinunter auf die regionale Ebene ab. Das Online-Portal wird fortlaufend ergänzt und umfasst inzwischen Daten zu acht Krankheitsbereichen, darunter Krebs, Infektionen, Atemwegs- oder Herz-Kreislauferkrankungen. (cm)

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