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"Es ist wichtig, Kindern Stress und Ängste vor dem Einschlafen zu nehmen“

03.09.2024 AOK Nordost 3 Min. Lesedauer

Auf unerwartete Geschehnisse in ihrem Alltag oder einen unruhigen Tagesablauf reagieren Kinder teils sehr emotional und können nicht einschlafen. Etwa jedes dritte Kind leidet mittlerweile im Umgang mit Stress und Ängsten an diesen Folgen, sagt die Expertin für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, Andrea Spreenberg, von der AOK Nordost. Die Krankenkasse arbeitet nun gezielt mit dem Anbieter einer Audio-App zusammen, damit Kinder abends besser zur Ruhe kommen. Spreenberg erklärt, warum es so wichtig ist, dass Eltern darauf achten, dass ihr Kind ruhig und ausreichend schläft.

Experteninterview

Auf unerwartete Geschehnisse in ihrem Alltag oder einen unruhigen Tagesablauf reagieren Kinder teils sehr emotional und können nicht einschlafen. Etwa jedes dritte Kind leidet mittlerweile im Umgang mit Stress und Ängsten an diesen Folgen, sagt die Expertin für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, Andrea Spreenberg, von der AOK Nordost. Die Krankenkasse arbeitet nun gezielt mit dem Anbieter einer Audio-App zusammen, damit Kinder abends besser zur Ruhe kommen. Spreenberg erklärt, warum es so wichtig ist, dass Eltern darauf achten, dass ihr Kind ruhig und ausreichend schläft. 
 

Frau Spreenberg, immer mehr Kinder sind tagsüber psychisch angespannt und gestresst. Wie äußert sich das bei Kindern ab sechs Jahren? 
Aktuell nehmen bei Schulkindern Beschwerden wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen spürbar zu. Auch sind sie häufiger niedergeschlagen und schlafen schlecht ein. Etwa jedes dritte Kind zwischen sechs und zwölf Jahren ist betroffen. Eltern sollten daher ihrem Kind ausreichend Bewegung an der frischen Luft, aber auch Pausen und Ruhezeiten ermöglichen und Probleme und Sorgen am Tagesende besprechen. Auch feste Schlafenszeiten und abendliche Rituale helfen den Kindern, besser einzuschlafen. Eine ausreichende Schlafqualität ist für die kindliche Entwicklung entscheidend. 

Schlafen Kinder in dieser Altersspanne denn ausreichend? 
Genau das ist eines der Probleme. Je nach Typ reichen einem Erwachsenen sechs bis acht Stunden Schlaf pro Nacht. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Die BZgA fördert durch praktische Gesundheitserziehung und -aufklärung das verantwortungsbewusste… sieht für Kinder aber ein deutlich höheres Schlafbedürfnis: So benötigen sie im Alter von sieben bis neun Jahren zehn bis elf Stunden Schlaf. Selbst bei 11- bis 14-Jährigen lautet die Schlafempfehlung noch neun bis elf Stunden pro Nacht. Da passt häufig das frühe Aufstehen für die Schule nicht, weil es ihrem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus zuwiderläuft. Hinzukommen können mangelnde körperliche Auslastung oder seelische Probleme, Stress sowie Leistungsdruck, die am Einschlafen hindern. 

Zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern hat die AOK Nordost eine Kooperation mit dem App-Anbieter Aumio geschlossen.  Bei der AOK versicherte Eltern mit ihren Kindern können die App ein Jahr kostenfrei nutzen. Was ist das Ziel? 
Wir haben längere Zeit nach einer geeigneten Anwendung für Eltern mit ihren Kindern gesucht, die als präventive und zugleich digitale Maßnahme sowohl Kinder als auch Eltern im Alltag bei der Bewältigung von Stress, starken Emotionen, psychisch belastenden Situationen und Einschlafproblemen unterstützt. Das Präventionsangebot „Guter Schlaf mit der Aumio App“ scheint uns hier geeignet zu sein - die App Aumio und den begleitenden mehrwöchigen E-Mail-Elternkurs unterstützen die Verhaltensänderung hin zu einem gesunden Schlaf des Kindes. 

Wer hat denn die Hör-App mitentwickelt? 
Aumio wurde von Psychologinnen und Psychologen entwickelt, ist auf die Fantasiebedürfnisse von Kindern von sechs bis 12 Jahren abgestimmt und unterstützt mit kindgerechten und psychisch erprobten Elementen. Es geht um positive und beruhigende Hörerlebnisse, die die Fantasie der Kinder anregen und ihnen helfen, auf ihre psychische Gesundheit zu achten. Mit spielerischen Achtsamkeitsübungen und Lerneinheiten aus der Verhaltenstherapie erlernen Kinder Techniken zur Stressreduktion, zur Gefühlsregulierung bei Wut, Trauer oder Angst, sowie zum Einschlafen. Außerdem ist die App zertifiziert. 

Was genau meinen Sie damit? 
Die Aumio-App ist von der Zentralen Prüfstelle Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… als Präventionsangebot zertifiziert und wurde wissenschaftlich überprüft. Das ist für uns die wesentliche Grundlage für eine derartige Kooperation. Die Freie Universität Berlin hat zusammen mit Aumio-Nutzern eine Studie durchgeführt und gezeigt, dass bei einer regelmäßigen Nutzung der Aumio-App in Kombination mit dem E-Mail-Elternkurs die Schlafqualität von Kindern sich deutlich verbessert. Unser Ziel als Gesundheitskasse ist es, die psychische Gesundheit der Kinder zu stärken.     

 

„Es ist wichtig, Kindern Stress und Ängste vor dem Einschlafen zu nehmen“

Andrea Spreenberg

Eine Ursache für schlechtes Einschlafen können auch Angststörungen bei Kindern sein. Hat man diese einmal statistisch erhoben? 
Ja, das sind eher seltene Fälle aber in der Tat können sich aus Ängsten ernstzunehmende Erkrankungen entwickeln. Laut Wissenschaftlichem Institut der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… wurden 2,4 Prozent der bei der AOK versicherten Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren im Jahr 2022 entweder ambulant oder sogar stationär wegen einer Angststörung behandelt. Das sind bei 1000 Kindern immerhin 24. Derartige Angststörungen sind nicht von Geburt an da. Häufig entwickeln sie sich erst durch nicht reflektierte Stress-Situationen in Schule, im Freundeskreis oder auch im Elternhaus. Die Gründe für Einschlafängste sind hingegen aber deutlich breiter gefächert und ganz normal bei Kindern. Das Präventionsangebot “Guter Schlaf mit der Aumio-App” ersetzt bei psychisch erkrankten Kindern in keinem Fall eine erforderliche ärztliche oder therapeutische Behandlung. Sie dient allein Kindern, die an dem Alltagsproblem Ein- und Durchschlafängste leiden.  

Kindern von sechs bis zwölf Jahren soll also mit Aumio eine Hörgeschichten-App helfen, die die Eltern herunterladen. Die gleichen Eltern könnten aber sagen: Eine App wühlt mein Kind doch auf. Was halten Sie dem entgegen? 
Ganz wichtig: Die von der AOK Nordost empfohlene App ist eine Audio-App und keine Spiele-App. Darauf achten wir als Krankenkasse. Sie fordert und fördert die Konzentration auf die Audio-Inhalte. Mein Sohn ist zwölf Jahre alt. Er liebt die Gute-Nacht-Geschichten aus der Aumio App und fragt mich abends regelmäßig nach meinem Handy, um sich eine Geschichte anzuhören. Sie muss möglichst lange gehen, damit er dabei einschlafen kann, sagt er. Er legt das Handy auf den Nachttisch und nachdem er eingeschlafen ist, nehme ich das Handy wieder aus dem Zimmer. 

Wie viele bei der AOK versicherte Kinder haben bereits die App? 
Wir sind mit der Kooperation erst vor wenigen Wochen gestartet. Bis Ende September rechnen wir mit einer dreistelligen Zahl an Nutzerinnen und Nutzern.   

So funktioniert die Audio-App

Aumio: Hörererlebnis für einen gesunden Kinderschlaf und Entspannung

Die AOK Nordost bietet die Nutzung der Aumio App für 12 Monate kostenfrei an. Kernzielgruppe sind Kinder von 6 bis 12 Jahren. Eltern laden die App über ihr Smartphone oder Tablet im Google Play Store und im App Store für ihr Kind herunter. Das Angebot umfasst mehr als 400 achtsamkeitsbasierte Hörerlebnisse. Die App wurde von Psychologinnen und Psychologen entwickelt und verfügt über Fantasiereisen zur Entspannung, sie baut aber auch emotionale Erlebnisse wie Frust oder Ängste von Kindern ab. In einer Studie der Freien Universität Berlin und dem Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… Porz zusammen mit Aumio wurde wissenschaftlich die Verbesserung der Schlafqualität von Kindern erwiesen.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Aumio App.

Weitere Informationen finden Sie auch in unserem AOK Nordost Forum.

Kleine Kinder haben Angst vor der Dunkelheit oder vor dem Monster unter dem Bett. Das ist kein Grund zur Besorgnis. Doch laut einer AOK-Studie sitzt in fast jeder Grundschulklasse ein Kind, das an einer Angststörung leidet. Wieviel Angst für Kinder normal ist und was Eltern tun können, um ihren Kindern bei der Bewältigung der Ängste zu helfen, erklärt Andrea Spreenberg aus dem Versorgungsmanagement und zuständig für Kinder und Jugendliche bei der AOK Nordost.

 

Pressesprecher

Dirk Becker

AOK Nordost