Breuer & Schmitz GmbH & Co. KG
Die Breuer & Schmitz in Solingen stellt seit 19. Jahrhundert Tür- und Fensterscharniere her. Damit es auch mit den Beschäftigten reibungslos läuft, haben sie durch gezielte BGF-Maßnahmen den Krankenstand erfolgreich gesenkt.
- Branche: Herstellung von Tür- und Fensterscharnieren
- Region: Nordrhein-Westfalen
- Unternehmensgröße: 86 Mitarbeiter
Ausgezeichnete betriebliche Gesundheitsförderung
Breuer & Schmitz GmbH & Co. KG, Solingen-Wald, gegründet 1883. Herstellung von Tür- und Fensterscharnieren. Exportanteil rund 75%, 86 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 5 Auszubildende.
Die meisten Menschen beachten die Produkte der Breuer & Schmitz Baubeschlagfabrik in Solingen nicht. „Erst wenn es quietscht“, sagt Markus Müller, der zusammen mit seinem Bruder Patrick die Geschäfte des 127 Jahre alten Unternehmens führt. Über 80 Beschäftigte stellen am Standort Scharniere für Türen und Fenster her.
Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit werden die im hochwertigen Bereich liegenden Scharniere aus Solingen verkauft. „Unser Exportanteil liegt bei über 70 Prozent. Wir haben Kunden auf dem europäischen Markt, aber auch der Nahe und Mittlere Osten sowie Asien werden durch uns bedient“, so Patrick Müller.
Im Mai 2010 standen aber weniger die Scharniere im Mittelpunkt in Solingen-Wald, sondern vielmehr die betriebliche Gesundheitsförderung. Die AOK Rheinland/Hamburg und das BGF-Institut verliehen dem Unternehmen den AOK/BGF-Gesundheitspreis. „Durch gezielte, Gesundheit fördernde Maßnahmen schaffte es das Unternehmen, den Krankenstand der Mitarbeiter dramatisch zu senken“, lobte Cornelia Prüfer-Storcks, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, in ihrer Laudatio. Zu nennen sind z.B. eine arbeitsplatzbezogene Rückenschule, ergonomische Optimierungen in der Produktion sowie eine Nichtraucher-Kampagne. „Breuer & Schmitz betreibt seit 2006 eine nachhaltige betriebliche Gesundheitsförderung. Es ist wichtig, hier am Ball zu bleiben“, ergänzte Frau Prüfer-Storcks. Seit bei dem Unternehmen die Gesundheit am Arbeitsplatz groß geschrieben wird, sank der Anteil der Mitarbeiter mit Ausfallzeiten von 69 auf aktuell 46 Prozent. Markus Müller betonte zum Abschluss der Preisverleihung, dass das Preisgeld von 3.333 € in die Gesundheit der Mitarbeiter investiert werden wird.
Interview mit Markus Müller
Das BGF-Institut im Interview mit Markus Müller, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens Breuer & Schmitz GmbH GmbH & Co. KG (BSW) in Solingen-Wald
Herr Müller, die AOK Rheinland/Hamburg und deren BGF-Institut haben Ihnen den Gesundheitspreis für Ihr BGF-Projekt verliehen. Dazu herzlichen Glückwunsch. Vielleicht können andere Unternehmen von Ihren positive Erfahrungen profitieren, weshalb wir von Ihnen gerne wissen möchten, was Anlass für das BGF-Projekt war.
Eine hohe Krankheitsrate hat den Handlungsdruck ausgelöst. Herr Krengel von der AOK hat uns dann das BGF-Institut der AOK vermittelt und nach dem Studium eines Gesundheitsberichtes des Instituts haben wir mit dem Projekt begonnen.
Welche Maßnahmen standen am Anfang?
Besonders auffällig waren die Muskel-Skelett-Erkrankungen und deshalb haben wir uns durch das BGF-Institut ein Gutachten zur ergonomischen Situation erstellen lassen. Anschließend haben wir einige ergonomische Defizite beseitigt und den Beschäftigten ein Rückenfit-Training angeboten, dass auch sehr gut angenommen wurde. Der Betriebsrat hat sich im Rahmen dieser Aktion sogar als sogenannter „Rückenwächter“ ausbilden lassen.
Wie sahen die technischen Verbesserungen aus?
Wir haben in der Produktion in Hebe- und Transporthilfen, elektrische Flurförderzeuge, neue Arbeitsstühle und andere ergonomische Hilfsmittel investiert, die auch genutzt werden. Zum Teil sind diese Dinge von der Belegschaft selbst ausgesucht worden.
Der psychische Druck auf die Beschäftigten nimmt allerorten zu, haben Sie das auch in Ihrem Betrieb festgestellt?
Natürlich führt in einem Produktionsbetrieb wie dem unseren der ständige Kostendruck auch zu psychischen Belastungen, und zwar bei Mitarbeitern und bei Geschäftsführung. Durch die Krisensituation der letzten Jahre war dieser Druck nochmal deutlich angestiegen. Diese sogenannten „weichen Themen“ sind im Gesundheitskreis angesprochen worden. Als ein herausragendes Mittel haben sich die Gespräche im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements erwiesen, die von der Arbeitgeberbeauftragten im Gesundheitskreis, Frau Astrid Schulz, und jeweils einem Betriebsratsmitglied mit den Betroffenen geführt wurden. Das BGF-Institut hatte uns für diese Gesprächsführung ausgebildet, aber auch für andere sensible Gespräche über die Gesundheit. Das Hilfeangebot wird im Hause auch gerne angenommen. Auch ich habe in diesem Gesundheitskreis sehr viel dazugelernt und wir können glaube ich rückblickend feststellen, dass Defizite nicht nur erkannt wurden, sondern dass auch Maßnahmen umgesetzt worden sind. Unser Ziel ist natürlich Normalität zu erreichen, indem das Thema Gesundheit ständig präsent ist, ohne dass das immer wieder betont werden muss. Inzwischen hat sich tatsächlich eine Gesundheitskultur im Unternehmen entwickelt.
Was würden Sie vergleichbaren Unternehmen raten, die ebenfalls mit BGF beginnen möchten?
Machen Sie zunächst ganz einfache Dinge, nichts Kompliziertes und ideologisch Überfrachtetes, lassen Sie Ihre Beschäftigten mitreden, schaffen Sie Bewusstsein und erreichen Sie Akzeptanz und lassen Sie vor allen Dingen nicht nach.
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