Idee und Ursprung
Herr Dr. Groening, Sie beschäftigen sich seit Jahren mit der Idee einer allgemeinmedizinischen, sektorenübergreifenden Versorgung – was hat Sie dazu bewogen, ein solches Versorgungsmodell zu befürworten?
Insbesondere während meiner langen Zeit als Leitender Arzt einer großen Notaufnahme in Hamburg habe ich immer wieder beobachtet, dass Patientinnen und Patienten der Notaufnahme nicht nur immer mehr, sondern auch immer älter wurden und sich die großen Fachgebiete in der Klinik zunehmend spezialisierten. Das ging aber am Bedarf vieler in der Notaufnahme vorbei, die keinen Spezialisten brauchten, sondern eher einen „Generalisten“, der sich für wenige Tage um den ganzen Menschen kümmert – praktisch einen „Hausarzt am Bett“.
Sektorenübergreifende Vernetzung unterschiedlicher Akteure
Was braucht es für eine solche Versorgung?
Es braucht einen Ort für kurzstationäre Behandlung und Pflege sowie eine enge Verknüpfung mit der Familie und den haus- und fachärztlichen Versorgern der Patientinnen und Patienten. In einer großen Klinik ist keine Zeit dafür. Wir brauchen auch eine Alternative zur stationären Aufnahme von Patientinnen und Patienten über häufig überfüllte Notaufnahmen, die häufig unnötig ist und Ressourcen bindet. Und wir brauchen eine Form der sektorenübergreifenden Vernetzung unterschiedlicher Akteure, wie sie schon lange gefordert, aber nicht realisiert worden ist. Das erproben wir in diesem Projekt.
Wohnortnahe Ergänzung des Versorgungsangebots
Welche Chancen liegen darin über den Versorgungsansatz hinaus?
Es gibt nicht erst seit dem Vorhaben einer großen bundesweiten Krankenhausreform eine notwendige Debatte zur Zukunft insbesondere kleiner Kliniken. Sie einfach zu schließen, wie vielfach propagiert, ist keine sinnvolle Option. So wird das Problem der unnötigen Notaufnahmen nur auf die nächstgrößere Notaufnahme verschoben, in der es wieder keine Generalisten für die genannte Patientengruppe gibt. So reifte die Idee, kleine Kliniken in Abteilungen für stationäre Allgemeinmedizin umzuwandeln, in denen sich die Ärztinnen und Ärzte dem ganzen behandlungsbedürftigen Menschen intensiv und angemessen widmen können. STATAMED will eine sinnvolle, wohnortnahe Ergänzung des Versorgungsangebots zwischen ambulanter Praxis und großer Klinik sein, ist und bleibt aber ein Krankenhaus. Im Rahmen dieses Innovationsfondsprojekts ist das nun erstmals möglich.