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Fallzahl-Rückgang erhöht wirtschaftlichen Druck auf Kliniken

Großer Einbruch vor allem bei ambulant-sensitiven Behandlungen im Jahr 2023, aber Krankenhaus-Fallzahlen ziehen in den vergangenen Monaten wieder an.

News Apotheken
Mehrere Personen operieren Patienten
iStock.com/simonkr

Entwicklung Fallzahlen im ersten Halbjahr 2024

Eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zur jüngsten Entwicklung der Krankenhaus-Fallzahlen im ersten Halbjahr des Jahres 2024 zeigt, dass die Behandlungszahlen wieder ansteigen: Von Januar bis Juni 2024 lagen sie im somatischen Bereich zwei Prozent über den Fallzahlen des entsprechenden Vorjahres-Zeitraums, im psychiatrischen Bereich waren es 1,4 Prozent mehr Fälle. Allerdings liegen auch die aktuellen Fallzahlen dieses Jahres immer noch unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor dem Beginn der Corona-Pandemie.

Die WIdO-Analyse der Gesamtzahlen des vergangenen Jahres verdeutlicht, dass die Krankenhausreform auch aus wirtschaftlichen Gründen dringend erforderlich ist. So wurden 2023 in deutschen Krankenhäusern erneut 13,6 Prozent weniger somatische Fälle behandelt als im Vergleichsjahr 2019. Bei den psychiatrischen Fällen lag der Rückgang im Vergleich zum Referenzjahr 2019 bei minus 8,1 Prozent.

Daten zeigen große Ambulantisierungspotenziale

Besonders groß war der Einbruch im vergangenen Jahr bei den sogenannten ambulant-sensitiven Diagnosen – also bei Erkrankungen, die nicht zwingend im Krankenhaus behandelt werden müssten. Hier lagen die Fallzahlen auch 2023 erneut deutlich niedriger als 2019, nämlich um 20 Prozent. Der Einbruch war damit ungefähr so groß wie im ersten „Pandemie-Jahr“ 2020 und nur etwas niedriger als 2021 (minus 22 Prozent) und 2022 (minus 23 Prozent). „Hier hat die Pandemie offenbar die gebotene stärkere Ambulantisierung von Leistungen bereits befördert. Auf jeden Fall zeigen sich in diesen Daten sehr deutlich die großen Ambulantisierungspotenziale für die Zukunft. Die Strukturen müssen jetzt folgen“, sagt David Scheller-Kreinsen, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO (siehe Interview).

Die Analyse erlaubt einen genaueren Blick auf die einzelnen ambulant-sensitiven Diagnosen, die sowohl im Krankenhaus als auch von entsprechend qualifizierten niedergelassenen Ärzten adäquat behandelt werden können. So verzeichneten Bluthochdruck (minus 34,7 Prozent) und Rückenschmerzen (minus 33,9 Prozent) die größten Rückgänge gegenüber dem Vergleichsjahr 2019, gefolgt von Diabetes (minus 18,7 Prozent), der chronischen Lungenerkrankung COPD (minus 17,2 Prozent) und Herzinsuffizienz (minus 11,7 Prozent).

„Schon in den ersten Jahren der Pandemie gab es Rückgänge in vergleichbarer Größenordnung. Bei einzelnen Diagnosen dürfte angesichts der großen und anhaltenden Einbrüche auch der Abbau von Überversorgung eine Rolle spielen“, betont WIdO-Experte Scheller-Kreinsen.

OP-Zahlen im Jahresvergleich

Angestiegen sind 2023 die OP-Zahlen bei den planbaren Hüftgelenksimplantationen (plus 7,8 Prozent im Vergleich zu 2019). Auch die Zahl der Mandeloperationen stieg im Vergleich zum Referenzjahr um 3,8 Prozent – im Vergleich zum Vorjahr 2022 gab es sogar ein Plus von 51,7 Prozent.

Bei den Brustkrebs-OPs gab es 2023 einen leichten Anstieg um 0,6 Prozent gegenüber 2019, im Vergleich zum Vorjahr 2022 stiegen die Fallzahlen um 4,5 Prozent. Im Vergleich zu 2019 registrierten die WIdO-Experten auch einen Einbruch bei den Darmkrebs-Operationen (minus 11,3 Prozent). Verglichen mit der Fallzahl 2022 stieg die Zahl dieser Eingriffe 2023 jedoch leicht an (plus 4,1 Prozent).

Die Herzinfarkt-Behandlungen sind gegenüber 2019 um 14,1 Prozent zurückgegangen, die Schlaganfall-Behandlungen um 9,4 Prozent.

Die Auswertung des WIdO zu den Krankenhaus-Fallzahlen basiert auf den Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten, die etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung abbilden.

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