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Trend zur hormonfreien Verhütung

Nur noch ein Viertel der unter 22-jährigen Frauen und Mädchen verhütet mit der Pille. Innerhalb von drei Jahren sank die Zahl der Kontrazeptiva-Verordnungen um zehn Prozent.

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Frau hält Antibabypillen, Mann hält Kondom: Symbolbild für Verhütung
iStock.com/itakdalee

AOK-Analyse von Verordnungsdaten

Die Bedeutung der Pille als Verhütungsmittel bei jungen Frauen und Mädchen sinkt weiter. Das ist das Ergebnis einer AOK-Analyse der GKV-Verordnungsdaten anlässlich des Jahrestages der Markteinführung der Pille zur Empfängnisverhütung am 18. August.

Ließ sich 2020 noch mehr als jede Dritte (35 Prozent) in der Altersgruppe bis 22 Jahren die Pille verordnen, war es 2023 nur noch jede vierte Frau (25 Prozent). Das entspricht einem Rückgang von zehn Prozent in nur drei Jahren. Allein im Vergleich zum Vorjahr 2022 verringerte sich die Zahl der Verordnungen um drei Prozentpunkte. Für GKV-Versicherte unter 22 Jahren übernimmt die Krankenkasse die Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel. Deshalb lassen sich Trends für diese Altersgruppe auf Grundlage von Verordnungsdaten gut dokumentieren.

Risikoärmere Präparate werden häufiger verordnet

Trotz des Rückgangs bleibt die Pille unter allen verordnungsfähigen Verhütungsmitteln, zu denen Spiralen, Vaginalring und Hormonpflaster zählen, das am häufigsten verordnete Kontrazeptivum. Bei den Pillen-Verordnungen setzt sich der Trend der vergangenen Jahre zu den risikoärmeren Präparaten fort. Als risikoärmer gelten kombinierte Pillen, welche die Gestagene Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat enthalten, wobei in der Verordnung die Präparate mit Norethisteron und Norgestimat kaum eine Rolle spielen.

Pillen mit einer Wirkstoff-Kombination aus Ethinylestradiol mit Drospirenon, Desogestrel, Chlormadinonacetat und Gestoden sind laut Studienlage risikoreicher im Hinblick auf die Entstehung von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolien als Levonorgestrel-haltige orale Kontrazeptiva.

Nachteile und Risiken werden stärker thematisiert

Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes, betonte: „Die Nachteile und Risiken von hormonellen Verhütungsmethoden werden heute öffentlich stärker thematisiert.“ Auch fühlten sich Frauen laut einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung immer besser durch das Internet, aber auch durch ärztliche Beratung, informiert. Dies könne zu einer Verhaltensveränderung, aber auch zu einer kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu einer bewussteren Entscheidung für risikoärmere Präparate führen, so Eymers.

Allerdings seien weitere Erklärungen, etwa eine wachsende Bedeutung von Barrieremethoden zur Verhütung wie Kondomen denkbar. Eymers erklärt: „Da diese aber nicht vom Arzt verschrieben werden, liegen uns dazu anders als bei der Pille keine Abrechnungsdaten vor.“ Laut PEARL-Index, der die Sicherheit von Kontrazeptiva anzeigt, ist die Pille seit mehr als 60 Jahren eines der wirksamsten Verhütungsmittel, das gut für jüngere Frauen geeignet ist.

Frauen, die Kombinationspräparate nicht vertragen, können auf Alternativprodukte wie die Minipille, den Vaginalring oder die Spirale umsteigen. Der Verordnungsanteil der Minipille stieg von einem Prozent im Jahr 2014 leicht auf drei Prozent im Jahr 2023. Sie eignet sich auch bei stillenden Frauen, da sie kein Östrogen enthält.

Der Anteil von sogenannten intrauterinen Kontrazeptiva spielt nur eine untergeordnete Rolle bei den Verordnungen für unter 22-Jährige, obwohl sie Levonorgestrel enthalten und somit ein niedrigeres Thromboserisiko aufweisen. Auch Hormonpflaster und Vaginalring umfassten zusammen nur zwei Prozent der Verordnungen. Diese beiden Verhütungsmethoden gehen als Hormonkombinationspräparate mit einem erhöhten Risiko für Embolien und Thrombosen einher.

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Nur noch ein Viertel der unter 22-jährigen Frauen und Mädchen verhütet mit der Pille. Innerhalb von drei Jahren sank die Zahl der Kontrazeptiva-Verordnungen um zehn Prozent.

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